Unwetter - Geschichten_pl_v3

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Unwetter

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Unwetter

Starke Unwetter mit Hagel und Sturm konnten früher und natürlich auch heute noch binnen weniger Minuten zu umfangreichen Ernteausfällen führen und so das Schicksal einer ganzen Familie und deren Angestellte entscheiden. Eine Ernteversicherung gab es noch nicht oder war oftmals zu teuer. Heute werden Wolken mit Silberjodid geimpft, damals vertraute man auf die Hilfe Gottes.
Bis zum Ende der 1960er Jahre kamen wir während eines recht schweren Unwetters, bei dem wir um die Ernte fürchteten, am Herrgottswinkel zusammen und beteten zum Herren, auf daß wir vom Unheil verschont blieben und das Unwetter vorüber zieht. Ich kann mich noch daran erinnern, daß dazu ein Rosenkranz gebetet, oder auch die Glocken der Kirche geläutet wurden. Anderen Familien versammelten sich um die angezündete schwarze Wetterkerze und beteten für dasselbe Anliegen. Die Wetterkerze wurde so, wie alle anderen Kerzen, die wir im Laufe des Jahres benötigten, zu Mariä Lichtmess geweiht. Dafür wurden bei uns immer extra Kerzen gekauft. Den Blasius-Segen erhielten wir ebenfalls an Mariä Lichtmess. Neben den kirchlichen Bräuchen war es aber auch ein wichtiger weltlicher Tag. Zu Mariä Lichtmess erhielten wir unser Taschengeld, so wie früher die Mägde und Knechte Ihren Lohn.


Aufgeschrieben am 3. Dez. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München

 
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