Kalkgrube - Geschichten_pl_v3

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Kalkgrube

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In der Kalkgrube

wurde der Kalk zum Weißeln der Wände gelöscht.
Vom Lagerhaus in Sixthaselbach haben wir einen Sack Brantkalk geholt
, der dann in dieser Grube (ca. 2,5 m x 2,5 m) mit Wasser gelöscht und verrührt wurde. „Gelöscht" sagt man, weil es dabei eine chemische Reaktion gibt, bei der das Wasser sehr heiß wird und sogar zu kochen beginnt, so daß es teilweise verdampft (raucht).  Dabei muß man fleißig umrühren, damit sich alles auflöst und sich keine Klumpen bilden.

Das Rührgerät war bei uns eine lange Stange mit einem dreieckigen Rührer vorne dran. Nach einiger Zeit beruhigt sich der Prozess und der Kalk ist abgelöscht. Mit dem weiter verdünnten Kalkwasser weißelten wir jedes Frühjahr die Wände aller gemauerten Gebäude - angefangen in der Küche bis zum Stall. Neben der weißen Farbe ist besonders die desinfizierende Wirkung des Kalkes von Nutzen. So wurden seit dem Mittelalter Räumlichkeiten oder Stallungen nach Todesfällen oder schweren Krankheiten desinfiziert und aufbereitet. Weil er regional verfügbar und als Brantkalk einfach zu transportieren und anzuwenden war, war er praktisch überall anzutreffen.

Nachdem unsere Kalkgrube eingefüllt worden war, weil dort 1975 der neue Gemüsegarten angelegt wurde, wurde der Kalk bei Bedarf in einem alten Sautrog gelöscht, immer nur so viel, wie gerade benötigt wurde.



Aufgeschrieben am 12. Okt. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München



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