Seppi - Geschichten_pl_v3

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Seppi

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Seppi oder wie man zu einem neuen Familienmitglied kommt


Mein Vater fuhr 1977 mit einer Gruppe Fußballfans zum Fußballspiel nach München. Weil im Bus noch Platz war, durfte mein Bruder, der Hans, auch mitfahren. Beide waren keine großen Fußballfans. Da bot es sich an, den an diesem Tag in der Großmarkthalle stattfin denden Roßmarkt zu besuchen. Als beide so durchmarschierten, trafen sie einen alten Be kannten, den Jagdpächter Hofmann. Dieser hatte gerade ein Pony verkauft, besser gesagt auf Anweisung seiner Frau verkaufen müssen. Und dass er ja mit keinem anderen Vierbeiner nach Hause kommt.

Hofmann als begeisterter „Händler und Schacherer" hatte diese Warnung ignoriert und schon ein schwarzes Pony, die Lotte, erworben. Nun erzählte er meinem Vater, dass er für ihn ein nettes Pony-Fohlen gesehen habe. Fuchsbraun mit drei Blässen auf Stirn, Nase und Oberlippe, heller Mähne und Schweif und erst 6 Monate alt. Wirklich ein netter Kerl, der Seppi, und doch für die Kinder ein neuer Spielkamerad. Hans und Papa waren sofort begeistert. Aber wie sollten sie mit dem Bus das Pony nach Hause bringen? Einfach in den Kofferraum schieben? Da wusste der Hofmann schon eine Lösung. Er war ja mit dem Roßanhänger da und der Transport kein Problem. Außerdem könnte er dann auch gleich seine Lotte bei uns im Stall unterstellen, so wäre der noch kleine Seppi auch nicht allein; also man könnte da ja gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Papa rief daheim an und sagte meiner Mutter sie solle doch gleich den Stall vorbereiten. Sie fiel im wahrsten Sinne des Wortes aus allen Wolken. Man kann doch die Männer nicht allein fort schicken. Und der Hofmann hat das auch wieder alles sehr gut eingefädelt, nicht zu glauben.

Wir Kinder hatten die höchste Freude. Für Lottes Unterkunft hat dann der Hofmann einen Sulky bei uns ein gestellt. Weil der Seppi noch zu klein war, wurde die Lotte in den Sulky eingespannt und der Sepp an der Seite dazu gebunden. Die Lotte war gelehrig und wir fuhren zu dritt mit dem Gespann durch die Fluren. Manchmal kam auf die andere Seite der Rex (auch aus Hofmanns Viehbestand, aber beim anderen Nachbarn untergestellt) dazu. Ein kleines Problem war aber unsere holledauer Hügellandschaft. Bergauf und vor allem bergab. Der Sulky hatte nämlich keine Bremsen. Papa wusste sich zu helfen. Er saß ja immer auf einer Seite und die Reifen waren nach oben offen, also ohne Schutzblech. Er bremste mit seinen Schuhen. Das hat sehr gut funktioniert, nur die Schuhabsätze haben das halt nicht lange ausgehalten.


Aufgeschrieben im Dezember 2012 von Rita Schweiger, geb. Wiesheu (*1966), Oberappersdorf


Das 3er-Gespann: Rex, Lotte, Seppi; [RSA88]


Seppi am Sulky; [RSA88]

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