Rüben u. Mais - Geschichten_pl_v3

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Rüben u. Mais

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Rüben und Mais

Als Selbstversorger baute man früher die unterschiedlichsten  Kulturpflanzen an. Als Nebeneffekt wurde eine gute Fruchtfolge erzielt: Sommer-/Winter-Weizen und -Gerste, Hafer, Gemenge (Gemisch aus Gerste und Hafer), Klee, der von uns selbst gedroschen wurde, Zuckerrüben, Futterrüben für die Schweine und Rinder, Hopfen, später Raps und jede Menge Mais.
Zwischen den Futterrüben und Kartoffel wurden auch Rote Beete, Blaukraut und Weißkraut gezogen. Das eingeschnittene Weißkraut schmeckte als Sauerkraut unvergleichbar!
Gleich nach dem Krieg gab's in Inzkofen beim Wimmer sogar noch eine Himbeerplantage, deren Ertrag in München vermarktet wurde. Saubohnen, glaube ich, ernteten nur die Nachbarn. Den Hopfenanbau beendeten wir 1968, daran kann ich mich noch vage erinnern. Es war einfach zu wenig und rentierte sich deshalb auch nicht, eine Pflückmaschine anzuschaffen.

Während der Heuernte gab es gelegentlich auch Regenperioden. Um das Heu oder auch den gemähten Klee zu retten, wurden sie auf Heureitern, den „Heuheinzen" aufgehangen. Heureiter sind regional unterschiedliche Konstrukte um das Heu ohne Bodenkontakt zu trocknen. Bei uns waren das zwei Holzlatten, die mit Hilfe zweier Querlatten zu einem umgekehrten V zusammen genagelt waren. Zwei von denen wurden am Scheitel aneinander gelehnt und bildeten so mehr oder weniger eine luftige, etwa zwei Meter hohe Pyramide, auf die das Heu zum Trocknen aufgehängt wurde.


Heuheinze [MHIN1]

An den Anbau von Flachs kann ich mich auch nicht mehr erinnern, das Werkzeug zur Weiterverarbeitung dazu ist jedoch noch in Inzkofen zu finden.

Intensiv erleben durfte ich die Rübenernte. Wochenlang brachten wir die Rüben heim. Alleine bis sie erntereif waren, war es schon ein riesiger Aufwand. Im Frühjahr säen bzw. anpflanzen und nachdem sie aufgegangen waren, tagelang mit der Hacke das Unkraut entfernen und dabei den Boden auflockern. Und wehe dem, man hat nicht richtig aufgepasst und versehentlich ein Rübenpflänzchen geköpft!
Dabei durfte man sich nicht erwischen lassen. Am Besten, man bückt sich und tut, als würde man Unkraut aus dem Boden ziehen und steckt dabei das geköpfte Pflänzchen wieder so in den Boden, daß es erst einmal stehen blieb – es ist halt dann vermutlich später eingegangen...

Als es ans Heimbringen der Futterrüben ging, haben meine Mutter und mein Vater wochenlang von Hand und per Küchenmesser das Blattwerk von den Rüben abgeschnitten und dieses auf eine Reihe gehäuft. Wir Kinder folgten hinterher und drehten die Rüben aus dem Boden. Wenn es schnell gehen musste, wurde zum Köpfen auch der Rübenköpfer verwendet. Es handelt sich dabei um ein ca. 20 cm langes Messer, welches vorne quer an einem Stiel befestigt war. Damit konnte man die Rüben köpfen, ohne sich bücken zu müssen.


Rübenköpfer; [MHIN1]

Mit den Zuckerrüben machte man das ebenso, stach sie hinterher mit der Rübengabel aus dem Boden. Das Köpfen hat mit den roten Futterrüben genau so funktioniert. Wegen besserem Ertrag haben wir später vorwiegend die langen, gelben Rüben angebaut. Mit denen ging das Köpfen jedoch nicht mehr so gut, weil die größtenteils über der Erde wuchsen und gleich umfielen, sobald man sie köpfen wollte. Sie liegenderweise zu köpfen dauerte drei mal so lange.
Das zuvor abgeschnittene Blattwerk wurde anschließend mit dem Ladewagen nach Hause gebracht und an die Kühe und Schweine verfüttert oder für den Winter einsiliert. Die haufenweise herumliegenden Rüben wurden hinterher von Hand oder mit der Gabel in der Hand auf einen Wagen aufgeladen. Das Fuhrwerk vorsetzen durfte ein Jeder, der am Traktor einen Gang einlegen und das Steuerrad halten konnte. Sobald der Anhänger voll war, wurden die Rüben heimgebracht und in der Scheune oder im alten Stall eingelagert. Was dort keinen Platz fand, wurde in der Miete überwintert (→ Kartoffel).

Die Zuckerrüben holte damals in ewig langen Herbstabenden und Nächten unser Onkel Hans aus der Erde und kippte sie am Feld auf einen großen Haufen. Dafür hatte er einen Rübenvollernter auf und um seinen kleinen Eicher Geräteträger gebaut. Auch das Blattwerk der Zuckerrüben wurde einsiliert. Ich erinnere mich noch, wie dick der Onkel Hans damals in seinen Parka eingepackt war, weil es im Herbst oft schon immer recht kalt war und er meistens bis tief in die Nacht unterwegs war, um Reihe für Reihe mit seinem kleinen Traktor abzuernten. Dafür bewunderte ich ihn sehr.

Irgendwann später im Herbst, es hatte oftmals schon Nachtfrost (deshalb mussten die Rübenhaufen mit Folien und dem abgeschnittenen Kartoffelkraut abgedeckt werden, damit sie nicht gefrieren), kam der Güter-wagon, der zuvor für den Abtransport bestellt wurde, nach Moosburg.


Zuckerrüben nähe Inzkofen; [JWC13]

Die Zuckerrüben wurden auf alle verfügbaren Anhänger verladen und zum Bahnhof gebracht. Am Güterbahnhof gab es eine Wahnsinns-Maschine. In diese Maschine wurde der ganze Anhänger mit den Rüben darauf hinein gefahren. Nachdem der Wagen über den Wagon gehoben wurde, fielen die Rüben dort hinein. Eine – zumindest aus meiner damaligen kindlichen Sicht - recht spannende Angelegenheit.
Später wurde dann eine andere Maschine installiert, die weniger interessant war (man sah nicht mehr so viel und wir waren auch etwas älter). Damit wurden die Rüben gleich etwas gereinigt und die abfallende Erde konnte wieder mit auf's Feld genommen werden.

Mais

Soweit ich mich zurück erinnere, wurde der Mais mit dem Feldhäcksler gehäckselt:
Mit dem Mähbalken am Traktor wurden 3 Reihen abgemäht, die man mit dem Misthaken zusammen zog, so daß es die Pick-Up des Häckslers aufnehmen konnte. Der Häcksler wurde hinter dem Traktor angehängt, hinter dem Häcksler der Silowagen: meistens ein Mistwagen - wegen dem Kratzboden - mit zusätzlich aufgesteckten, höheren Bordwänden, im Ganzen ca. 1,6 m hoch. Der Feldhäcksler häckselte den Mais ungefähr 5 – 6 cm klein. Wegen der Pick-Up war er auch recht gut geeignet, Gras zu häckseln.
Der gehäckselte Mais wurde direkt zum Verfüttern in den Stall gefahren oder für den Winter im Silo konserviert. Entweder im Hochsilo (mit dem Förderband) oder auf einen Haufen und mit Folie luftdicht abgedeckt. Im Silo mussten immer zwei oder drei Personen, meistens mein Großvater oder meine Mutter und eins oder zwei der Kinder, den Mais mit einer Gabel verteilen und eintreten, damit das Niveau beim Siliervorgang nicht so sehr absinkt und mehr ins Silo passt. Das war  immer ein recht beliebter Job, weil man dabei  den Mais in den Kragen bekam und eingesperrt war, wenn die nächste Luke verschlossen wurde. Beim Gras einsilieren gab man  etwas
Siliersalz dazu. Für's Abladen ins Förderband war der um- und aufgebaute Mistwagen nicht ganz optimal, weil er breiter war, als der Trichter am Förderband. Als Abhilfe bauten wir neben dem Förderband eine Holzbühne auf und zogen den Mais mit dem Misthaken von der gegenüberliegenden Seite ins Förderband, sobald der Kratzboden lief. Viel praktischer war aber der Automatik-Wagen, den wir uns vom Huaba in Schweinersdorf ausliehen. Bei dem lief der Kratzboden anders herum und vorne war quer ein kleines Förderband angebracht, das den Mais seitlich aus dem Wagen genau in das lange Förderband zum Silo hoch beförderte. Das klick-klack oder klick-klick-klack oder klick-klick-klick-klack, je nach eingestellter Geschwindigkeit des Kratzbodens, werde ich vermutlich bis an mein Lebensende nicht vergessen.

Jetzt habe ich mir gerade eine kleine Schreibpause gegönnt, einen Apfel auseinander geschnitten und zusammen mit einer Scheibe Brot gegessen. Genau so wie früher, als sich mein Großvater vormittags mit uns Kindern in die Stube gesessen hat und mit seinem braunen Taschenmesser einen Apfel in zwei mal sechs Stück aufgeteilt und uns zusammen mit einer Scheibe Brot zum Essen gegeben hat. Es hat mir gerade so geschmeckt wie früher! Je nach Zustand der Äpfel, natürlich vom eigenen Garten, hat mein Großvater diese auch geschält. Mit einem Schnitt, den ganzen Apfel. Aus der Schale wurde so eine ganz lange Spirale. Das hat mich scheinbar als Dreijährigen so fasziniert, daß ich es auch probiert habe. Ergebnis: Fast den halben Daumen schnitt ich mir ab.


Nachdem der neue Stall 1974 fertig gestellt war, war  plötzlich drei mal so viel Vieh drinnen als im alten Stall. Das hat natürlich auch drei mal so viel gefressen. Deshalb wurde schließlich viel mehr Mais gesät und geerntet.

Der Feldhäcksler schaffte es nicht mehr, alles schnell genug zu häckseln. Es dauerte viel zu lange und der gehäckselte Mais war außerdem viel zu grob. Der neue Pöttinger MEX II Maishäcksler wurde an die Hydraulik des  großen Traktors angebaut  und schnitt praktisch neben dem Traktor gleich eine Reihe ab und häckselte den Mais ganz fein. Das war echt genial, aber auch eine ganz schön laute Angelegenheit, weil der große Traktor, ein 60er McCormick, immer mit höchster Drehzahl lief, um den Häcksler anzutreiben. Dieser hatte auch gleich eine Schleifscheibe eingebaut, welche man nur langsam bei laufender Maschine gegen das Häckselrad drehen musste, um die Häckselmesser zu schleifen.

Trotz der fortgeschrittenen Erntetechnik war die „alte Zeit" für meine Eltern aber doch noch nicht vorbei und so wurde immer noch weiter jedem Halm und Maiskorn hinterher gerannt. Man kann es sich heute kaum mehr vorstellen. Von uns Kindern musste immer eines mit einer Sichel hinter dem Maishäcksler herrennen und die verlorenen Maisstengel und Kolben aufsammeln und an die Maiskolben der nächsten Reihe hängen, damit sie beim nächsten Umlauf mitgenommen werden konnten. Tagelang rannten wir da beim Einsilieren hinter der ewig laut brüllenden Maschine hinterher. Gelegentlich passte unser Vater am Steuer nicht auf und das Häckselgut, welches vom Häcksler direkt auf den nachlaufenden Wagen geschleudert werden sollte, verfehlte diesen und traf direkt uns. Spaßig war das nicht und man sieht  ganz schön „getarnt" aus.
Weil mittlerweile so viel Mais ein zu silieren war, gab es inzwischen auch ein Fahrsilo, den neuen Stall entlang unterm Vordach. Meistens waren mehrere Fahrzeuge unterwegs, um den Mais heim ins Silo zu bringen: entweder mehr oder weniger gemütlich mit dem Förderband ins Hochsilo oder gleich ins Fahrsilo. Dort war immer einiges geboten, weil so viele Fahrzeuge unterwegs waren. Oft half auch einer der Vettern mit seinem Traktor beim Fahren aus. Sobald der Anhänger abgeladen war, durfte ich mit dem alten Schlüter den Mais festfahren, damit mehr ins Silo passt und das nächste beladene Gespann nicht stecken blieb. Dies passierte aber trotzdem immer wieder  und das Gespann musste wieder frei geschleppt werden. Gelegentlich fuhr sich ein Gespann so fest, daß gleich 2 Traktoren vorgespannt werden mussten (das Fahrsilo war 30 m lang), um es wieder frei zu bekommen. Einiges an Ketten und Drahtseilen wurde dabei zerrissen, man möchte es kaum glauben, sogar richtige Panzerseile wurden zerstört.
Zum Anfang der Maissaison haben wir schon immer das Vorbeet und einmal um den Maisacker herum oder mitten durch den Mais von Hand mit der Sichel abgeschnitten und nach Hause gebracht, um hinterher mit dem Häcksler am Traktor und dem Wagen hinten dran schön herumfahren bzw. wenden zu können. Am Nachmittag nach der Schule waren mein Bruder oder ich zusammen mit meinem Großvater am Maisfeld unterwegs und haben den Mais abgesichelt und ihn im Ganzen vorne auf die Ladebrücke des Fendt Geräteträgers aufgeladen, so hoch, dass man kaum mehr vorbei gesehen hat auf der Heimfahrt. Zuhause wurde der Mais mit der Schneidemaschine mit Ketteneinzug recht grob gehäckselt und den Kühen und Schweinen vorgelegt. Die haben sich immer schon recht gefreut auf die ersten fünf oder sechs Schubkarren vom ersten frischen Mais der Saison…


Aufgeschrieben am 12. Okt. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München




                                                                          

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