Sense dengeln - Geschichten_pl_v3

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Sense dengeln

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Sense dengeln

Unterm Birnbaum, neben dem Bienenhaus, war bei uns daheim der Dengelstock, auf dem unsere Sensen damals regelmäßig von unserem Opa gedengelt wurden. Samstag nachmittags hörte man es immer über den Hof hämmern: dengel, dengel, dengel

Weil dem Opa seine Sehkraft mit zunehmendem Alter stark nachließ, hab irgendwann ich diese Aufgabe geerbt. Angelernt und begleitet von ihm konnte ich diese Kunst zunehmend verfeinern: mit einem vorne schmal zulaufenden Hammer, vorsichtig das Blech der Sense nach vorne treiben. Ganz dünn, so daß sich der dabei entstehende „Dongel" mit dem Fingernagel elastisch durchbiegen ließ.
Pro Sense war man da gut eine halbe Stunde beschäftigt. Mit der neuen Schneide war es wieder recht einfach die Sense während der „Mahd" mit dem Wetzstein zu schärfen, was mich als Kind schon immer recht beeindruckte. War mehr zu mähen, hatte jeder so einen Wetzstein in einem mit Wasser gefüllten Köcher am Bund.

Während meiner Jugend beschränkte sich die „Mahd" mit der Sense  allerdings „nur" noch auf diverse Feldraine und sonstige kleine Ecken rund um den Hof, die man mit dem Messerbalken oder Kreiselmähwerk am Traktor nicht gut erreichen konnte. Bei uns am Hof kam da allerdings immer einiges zusammen: Hinterm Haus, um die Hundehütte, vom Hof zum Anger, um dutzende Obstbäume herum und kilometerweise Böschungen. Ebenso mussten die  Wegesränder, Feldraine und Gräben gepflegt werden.

Während unser Opa oder Vater mähte, luden mein älterer Bruder und ich das Gras mit der Gabel auf den Schubkarren oder auch vorne auf die Ladefläche des Geräteträgers, um es zum Verfüttern heim zu bringen. Kurz geschnitten landete es im „Schweinemenü" oder im Kuhstall.


Unser Dengelstock:
Ein Quader aus Granit, ca. 20 x 20 cm, das untere Ende fest im Boden vergraben, ragte ca 45 cm empor. Obenauf, ein kleiner Amboss.
Im Anschluß direkt hinter dem Quader ein Brett zum Draufsitzen, so daß die Sensenschneide über die Oberschenkel links und rechts vom Ambos gestützt wurde. Der Stiel der Sense wurde am anderen Ende so gestützt, daß die Sensenschneide genau flach am Amboss auflag.


Dengelstock; [JWC13]




Aufgeschrieben am 20. Juli 2013 von Johann Wiesheu (*1965), München


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