Mähdrescher - Geschichten_pl_v3

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Mähdrescher

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Mechanisierte Getreideernte

Seit 1961 gab es am Wimmerhof in Inzkofen einen eigenen Mähdrescher. Ein roter IHC-McCormick, der vermutlich in Frankreich gebaut wurde. Er hatte französische Armaturen und eine umfangreich ausgestattete Werkzeugkiste mit jeder Menge zöllischen Schraubenschlüsseln. Die Kontrollampen für die Blinker waren so groß wie ein Daumen und die Hupe könnte von einem CV2 gestammt haben, sie hatte einen lustigen Klang. Von der Steuerplattform, die über eine 4-stufige Leiter erreichbar war, hatte man einen super Überblick über den Mähbalken, den Haspel und die Einzugsschnecke.
Der Mähdrescher hatte eine Schnittbreite von 2,5 Metern und es war eigentlich eine recht gute Maschine. Vor dem Winter musste regelmäßig das Kühlwasser abgelassen werden, damit es nicht einfror. Einmal haben wir es vergessen, da hat es den Motorblock zerrissen. Der Jammer war groß, aber ein neuer Motor musste gekauft werden!

Unter den Kindern im Dorf gab es damals einen Wettstreit, welcher Mähdrescher der Bessere ist. Unser roter, der grüne Claas „Bleamebrogga" vom Bichamoar Hof oder der kleine Bautz „Wüstenfuchs" vom Mesner-Hof. Bei dem wurde das Getreide direkt in Säcke abgefüllt, was recht aufwändig war, weil ständig ein Helfer auf einer Plattform die Säcke wechseln musste. Andererseits war er wegen seiner getreideschonenden großen Dreschtrommel recht fortschrittlich.

Trotz oder gerade wegen der Mechanisierung der Getreideernte war es eine recht anstrengende, laute und staubige Angelegenheit, den ganzen Tag bis in den Abend in der Sonne auf dem Mähdrescher unterwegs zu sein. Wir Kinder brachten nachmittags wie auch zu anderen Feld- und Erntearbeiten kühle Getränke und eine Brotzeit aufs Feld: Ein frisches Bier oder ein „Grachal" und ein Wurstbrot. Dafür wurde sogar extra ein „Flaschenhalter" am Mähdrescher montiert: Eine oben abgeschnittene Plastikflasche, in deren Durchmesser genau eine Bierflasche passte, wurde mit einer Schraube auf den Boden der Steuerplattform befestigt.

An Getreide wurden bei uns diverse Sorten angebaut:
Winter-/Sommergerste, Hafer, ein Gemenge daraus, das „Gemisch", meistens wurde dabei auch Klee eingesät. Das Stroh mit dem Klee dazwischen wurde an die Kalbinen auf der Weide zugefüttert. Der Weizen (Winter- und Sommerweizen) wurde an die Mühle geliefert und entweder verkauft oder ebenfalls wie die Gerste und der Hafer als Schrot verfüttert. Für die ausgezeichnete Qualität der Braugerste, die wir ablieferten, wurde unser Vater vielfach ausgezeichnet. Ich erinnere mich gerne an die regelmäßigen Besuche der Hopfen- und Gerstenschau, die parallel zur Herbstschau in Moosburg stattfand. Mit dem umfangreichen Sortiment dauerte die Getreideernte mehrere Wochen, bis alles eingebracht war und der Mähdrescher bis zur nächsten Saison Pause hatte. Soweit es der Fruchtstand zuließ, wurde auch Klee gedroschen, um neuen Samen zu erhalten

Unser Onkel Hans aus Appersdorf betrieb nebenbei auch eine kleine Landwirtschaft. Weil er keinen eigenen Mähdrescher hatte – für die wenigen Tagwerke hätte es sich vermutlich nicht gelohnt – lieh er sich immer unseren aus. Für uns Kinder war die halbstündige Fahrt im leeren, oben offenen Körnertank des Mähdreschers eine besondere Attraktion. Die Maschine fuhr mit ihren drei Vorwärtsgängen auf der Straße nur etwa 16 km/h, aber wir hatten einen tollen Überblick.

Das gedroschene Getreide wurde direkt vom Tank des Mähdreschers auf die am Feldrand bereit gestellten Wägen geleert. Dabei wurde sehr darauf geachtet, daß kein Korn durch eine Ritze in den Ecken der Bordwände verloren ging. Dafür wurden leere Säcke in die Ecken gelegt.
Zuhause wurde das Getreide vorwiegend von unserem Großvater bzw. von uns heranwachsenden Kindern direkt in ein Körner-Gebläse geschaufelt und damit auf die diversen Getreideböden befördert.
Unter Anderem auch auf dem Dachboden des Wohnhauses, wo unsere Mutter immer recht schimpfte, weil dabei so viel Staub ins Haus gebracht wurde. Als irgendwann in den 1970er Jahren ein Anhänger mit hydraulischer Kippvorrichtung angeschafft wurde, musste nicht mehr so viel geschaufelt werden. Das Getreide wurde direkt in den Trichter des Gebläses gekippt. War gelegentlich das Wetter während der Ernte nicht so optimal und das Getreide wurde zu feucht eingebracht, musste es von Hand umgeschaufelt und belüftet werden, damit es weiter trocknen konnte und nicht verdarb.

Bereits kurz nach der Ernte halfen wir Kinder unserem Vater oder Opa wieder, das Getreide am Speicher in Jute- oder Papiersäcke einzuschaufeln. Wir mussten dabei die Säcke aufhalten, so daß die Körner leicht eingefüllt werden konnten. Das ganze Jahr über bis zur nächsten Ernte wurde es säckeweise (etwa 50kg) auf der Schulter die 2 Stockwerke durchs Haus hinunter und über den Hof zur Schrotmühle im Stadel bzw. später in den alten Stall getragen. Zum leichteren Aufnehmen der Säcke gab es eine kleine Winde, die aussah wie eine große Sackkarre. Mit dieser Seilwinde wurden die Säcke auf Schulterhöhe gekurbelt und über die Schulter gelegt. Als wir Buben dann etwa 14 Jahre alt waren, wurde die Beförderung zusehends unsere Aufgabe.

Erst 1974, als der alte Stall frei wurde, konnte der Boden darüber zum Lagern all des Getreides an Stelle des Speichers am Dachboden des Wohnhauses verwendet werden. Wir waren alle recht froh darüber, weil zum einen der Staub aus dem Haus verschwand, das Getreide nicht mehr getragen werden musste, sondern direkt durch die vorhandene Öffnung zum vorherigen Heuabwurf zur Weiterverarbeitung hinab geschüttet werden konnte, was die Arbeit deutlich leichter machte.
Ende der 1980er Jahre wurden große Getreidesilos in den Stadel gebaut, von denen das Futtergetreide durch Rohre direkt in die neue Schrotmühle geleitet werden konnte.

Nach Jahrzenten unermüdlicher Dienste wurde der inzwischen altersschwache Mähdrescher etwa um die Jahrtausendwende ausser Dienst gestellt. Aus wirtschaftlichen Gründen erfolgt die Getreideernte am Wimmerhof seither durch eine sehr viel größere Maschine im Lohndrusch.

Aufgeschrieben am 12. April 2013 von Johann Wiesheu (*1965), München


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