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Tauben
Neben Rindern und Schweinen lebte auf unserem Hof auch allerhand Federvieh. Nicht in jeder Situation von allen geliebt, auch Tauben. Gelegentlich dienten sie zur Bereicherung des Speiseplans.
Am Wirtschaftsgebäude am Wohnhaus gab es dafür einen Taubenschlag. Auf dem Wimmerhof war das eine verbretterte Fensteröffnung in der Wand, in die zwei mal 4 Einlässe übereinander für die Tauben geschnitten waren. Dahinter, am Heuboden, stand genialer-
Taubenschlag auf'm Wimmer-
So konnten die jungen Tauben, bevor sie flügge wurden und sich dem Zugriff entziehen konnten, gelegentlich entnommen, geschlachtet und verspeist werden. Weitere Details und Abläufe dazu, in die natürlich auch die Kinder involviert waren, an anderer Stelle. Gelegentlich verpasste man schon mal den Zeitpunkt für den Zugriff in den Schrank. Weg waren sie. Alarmiert durch das Öffnen der Türen flogen sie schnell davon. Jetzt war List und Kreativität gefordert. Als Bub durfte ich sie dann einfangen.
Wie man das macht?
Ganz einfach. Man nimmt einen geflochtenen Korb. Am besten geeignet ist so ein runder Drahtkorb mit ca. einem ¾ bis einem Meter Durchmesser, bei dem die Griffe in das Geflecht eingelassen sind, so dass er umgekehrt schön gerade am Boden stehen bleibt und rundherum abschließt. Unter den Korb streut man ein paar Körner Weizen, stellt den Rand des Korbes an einer Seite auf ein Holzscheit, um das eine lange Schnur gebunden ist und wartet am anderen Ende der Schnur in der Scheune ab. Weil die Tauben gelegentlich mit verstreutem Getreide gefüttert wurden, beobachteten sie den Vorgang von den Dächern und vom Taubenschlag aus. Es dauerte beim ersten Mal meist nicht lange und sie kamen schon angeflogen, auf der Suche nach Futter. Nichtsahnend pickten sie auch die Körner unter dem Korb auf. Da wars um sie geschehen. An der Schnur gezogen fiel die Falle zu. Das weitere Ritual wurde bereits angesprochen. Gelegentlich fing ich als Bub auch mal ein paar Tauben einfach so, um sie dann wieder fliegen zu lassen.
Manchmal machte ich mich aber auch aktiv auf die Jagd. Zum Beispiel mit Pfeil und Bogen, welche ich mir selber baute. Der Bogen war nicht einfach ein Ast, der mit einer Schnur gespannt war. Das war ein genau ausgewählter Stock vom Haselnussstrauch. Mit dem richtigen Durchmesser lässt er sich super biegen und ist sehr elastisch. Zum Spannen verwendete ich einen ganz dünnen aber recht kräftigen Draht, etwa einen ¼ mm dick. Damit konnte man eine ungeheure Spannkraft erreichen. Die Pfeile wurden aus dünnen Holzlatten geschnitzt. Mit rechteckigem Profil, etwa 4 mm im Quadrat. Da musste man sich schon ganz schön anstrengen und genau mit dem Schnitzmesser arbeiten, dass der Pfeil gerade und gleichmäßig dick wurde und auch die Kerbe hinten den Pfeil nicht spaltete. Zur Stabilisierung wurde vorne noch ein etwa 5 cm langes Stück vom Zweig eines Holunderstrauches drüber gesteckt. Holunder deshalb, weil das Holz nicht zu schwer ist und es sich leicht aushöhlen lässt.
Spielerisch machte ich mich damit auf die Jagd z.B. nach Hühnern, die ja überall am Hof herumliefen. Wirklich erwischt bzw. getroffen hatte ich eigentlich nur manchmal. Gestorben sind die Hühner dabei höchstens vor Schrecken.
Aufgeschrieben am 24. Nov. 2012 von Johann Wiesheu (*1965), München
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