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Bulldog fahrn

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Bulldog fahren

Als Sohn eines Schneiders war es für mich furchtbar, dass wir keinen Bulldog –damals sagte man nicht Traktor- hatten. Auch konnte ich nicht verstehen, dass ein Mann (mein Vater) sich mit Stoffen abgibt, das war Sache von Frauen! Mit ca. 7 Jahren ergab sich, dass der Wimmer Sepp aus Inzkofen so nebenbei  nach einen „Vorfahrer" bei der Heu-, Stroh und Rübenernte usw. suchte. Der Sepp und seine Frau, die Resl, waren noch nicht zu lange verheiratet und hatten erst den Sohn Sepp, den jetzigen Wimmerbauern, der damals noch im Kinderwagen lag. Es war für mich die Gelegenheit, endlich einen Bulldog zu fahren. Voller Stolz fuhr ich bei der Ernte den Bulldog mit dem Heuwagen hinten dran auf dem Feld mit dem Kriechgang entlang der Heustrammen (richtig geschrieben?) vor. Anfangs konnte ich noch nicht mal die Kupplung treten, so dass der Sepp zu Beginn und am Ende des Feldes auf den Bulldog sprang und den Gang ein- oder auslegen musste. Der Wimmer Sepp spitzte das Heu oder die Strohballen mit der Gabel auf den Wagen und die Resl „fasste" das Fuder auf dem Wagen. Es ging sehr genau, damit beim Heimfahren ja nichts vom Wagen rutschte. Das wäre eine große Blamage gewesen.

Mit der Zeit wurde ich mit dem Bulldog fahren immer besser, meinte ich, und durfte auch im Hof bereits notwendige Fahrten ausführen.  So kam es, was doch einmal kommen musste. Es gab auf dem Hof ein Wagerl mit vier Holzrädern und einer Deichsel, darauf war ein Elektromotor mit Riemenscheibe montiert. Damit wurde per Riemen z. B. der Dreschwagen oder die Bruchmühle für das Saufutter angetrieben. Das Wagerl stand im Hof neben dem damaligen Stadl und ich wollte mit dem Bulldog daran vorbei fahren. Wie gesagt, ich wollte vorbeifahren, fuhr aber das Wagerl „z‘samma". Der Wimmer Sepp war ein nachsichtiger Mensch, er hat mich nicht mal geschimpft. Der Vorfall ging aber gegen meine Ehre als Bulldog-Fahrer. Das tat am meisten weh!
Ich war noch bis in meine Studienzeit immer wieder beim Wimmerhof und half bei der Ernte oder tagelangem Ackern mit. Der Sepp war damals mit dem Mähdrescher auch bei anderen Bauern und die Resl und ich fuhren dann, wenn es wettermäßig eng wurde, das Stroh heim. Dabei war zwischen dem Bulldog und dem Wagen eine Presse gekuppelt, die das lose Stroh des Mähdreschers in Ballen presste und diese auch per Ausleger auf den Wagen transportierte. Die Resl war mit dem Richten der Ballen auf dem Wagen beschäftigt. Die Strohpresse machte uns des Öfteren Schwierigkeiten, da sie manchmal das Bindegarn abriss oder selbst verstopfte und das oftmals zur unpassenden Zeit, als bereits ein Gewitter vom Westen her aufzog. Dann waren wir froh, wenn wir noch mit dem Fuder trocken unter die Unterfahrt am damaligen Stadl kamen.

Aufgeschrieben im Dezember 2016 von Georg MeßnerKatharina Polz, Moosburg


 
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