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Gschichtn, Berichte und Kindheitserinnerungen aus'm Familienkreis vo de Wiesheus



Treffen der Wiesheus im März 2012 in Mauern [BAR12]

Wias ogfanga hod...
A Familie in Bayern hod se seiba gsuacht, hod se a gfuna und hod ogfangt, eana eigenes Gschichtsbiachl zum schreibm.

Wie alles begann...

Eine Familie in Bayern (Süddeutschland) macht sich auf den Weg die Angehörigen zu finden und einen kleinen Ausschnitt aus dem Alltagsleben über Jahrzehnte hinweg festzuhalten und für die Nachwelt aufzuschreiben.


Ogfangt hod ois bei de Großeadan und bei de Urgroßeadan. Olle geborn im vorletzten Jahrhundert vo 1858 bis 1898. Fünf Kinda vo dera Generation hom Kindheit überlebt.
Des wa da Andal, de Mare, da Sepp, da Giagl und Burgl. Eana Familie warn Bauern wia de meistn do-mois und glebt hams in da Holledau.
De Gschichtn han aus eanam Lebn. Wei des meiste scho so lang her ist, sengs de Leid heid anderscht ois wias oft amoi gwen is. A Recht, hint noche schaugts oft andas aus, ois wenn ma middn drin is.


Fam. Wiesheu am Huaba-Hof, Schweinersdorf 1902 [JWS02]


Der Beginn liegt bei den Großeltern und Urgroßeltern der hier schreibenden Generationen. Geboren im vorletzten Jahrhundert (1858 und 1898). Fünf Nachkommen, die das Erwachsenenalter erlebten – unsere Eltern und Großeltern Andreas, Maria, Josef, Georg und Walburga - wurden in eine typische Bauernfamilie hineingeboren, am südlichen Rand der Hallertau*.
Die Geschichten begleiten das Leben ab der Geburt, berichten von Alltagserlebnissen, von Schicksalsschlägen und erzählen über die eigene Kindheit in  Retrospektive.



A so wiea da Schreiberling des moand, a so is higschribn worn. Für an jedn is wos andas wichtig und midanand host auf oamoi a ganz Biache. Ois is drin was da Mensch so im Lauf des Lebns dalebn ko. A vom Griag hams wos gschrim und vom Doud. Nix hams aus lassn. A wos lustigs is drin. Und gfrein dean da se, was zambrocht ham mitanand. Do foids a dia wieda ei, wias war bei de Leid, bei de Arma und bei de Reichn. De zwoa Sortn hods oiwai scho gem.

Ogfangd hod ois mit da Schreibarei bei am groaßn Familiendreffn beim Oidn Wirt, d ´z Mauern mid fast 200 Leid. Lauda Vawande. De ham se seiba ned kend, aba bei dem Dreffn ham sa se gfuna. Des ist grod ganga weid Rita Schweiger, wenns sa se Zeid nimmt, bei de oidn Sachan umananda suacht und an jedn ganz genau aufschreibt, der zo da Familie kehrt. Ois mechts wissn. Wann wer glebt hod, wenn a gheirad hod, wieafei Kinda das kemma han und wanns wieda gschdorm san. Aufgschriem hods des noch am eigenen Musta. Ganz wos raffinierts.

Wieas da Zuafoi meng hod, ham se de richtign droffa. Irgendwia wans ja olle midanand vowandt. A bor wenige ham de feia Leid aus 4 Generationen zambrocht.

Do derfst de scho frogn warum de des gmacht hom. An haufa Arbat is des. I derfs da sogn, des war a so. Bei ana Leich is eana aufgfoin, dass sa se bloss no zu de Beerdigungen treffen und des is ned a Moi gwiß, weils olle arbadn und oiwei recht beschäftigt san in eanam Lebm. Do hod se oane vo de Ganzn denkt, iaz machmas amoi anders, genaua gsogd war des da Leonhard Maier aus Giggenhausen, bei da Beerdigung vo seina Muadda. Des nächste moi dreffma uns zwengs da Freid, hod a se denkt. Guad dass de Rita Scheiger de Nam' vo de Verwandtn so genau aufgschrim g´habt hod und dass da Johann Wiesheu technisch a Fux is. Der hod mim Computer ois gmacht. Bisd g´schaugt host hoda wieda wos neis zambrocht und hod des ganze ins Internet eine do.

Mei Arbat war, dass i mia des fiatige Biachl guad ausdenga hob kina und dass e einfach amoi mit oana Gschicht ogfangt hob. Nachad is dahi ganga. Amoi zacha amoi is glafa wia gschmiad. Nacha hamas no übersetzt, ned ois, aba scho an ganzn Haufa. Des hod da Maximilian Grötsch mid seina Englischlehrerin Peggy Chong gmacht, de hod a in Amerika kenna glernt, weil er bei ihr a bor Monat gwohnt hod, wiara do entn in d´Schui ganga is. Des Französische hod aa da Maximilian gmacht mit da Doris Schneider, de ist mid seiner Familie befreindt und hod eam beim Französisch lerna g´hoifa. Des hod s brauchd, sonst war des nix worn. Da Richard Kramer aus Boston, a Schpezl vom Johann Wiesheu, hod midnand mid eam de meistn Üwasetzungan ins Englische no rund gmacht und fei gschliffa.

Des Baoarische hod a jeda seiba übersetzt, des war a ned so oafach. Gred is glei auf boarisch, aber beim Schreibm kimds auf, dass a jeda irgendwie anders red. Do moanst grod a jeda hod a eigene Sprach. Des is a fast aso. Mia hama drauf kemma, dass a jede Generation und fast scho a jeds Dorf irgendwie a wengal andes red. Amoi is de Betonung anders, amoi songs andas zu de gleichn Sachan. Mit jeder Generation stirbt a de Sprach, des untaranand hergnomma ham. Drum ko eigentlich nur der Schreiber seiba seine Gschichtn ins Boarische übersetzen. Sie is ned zum Aufscheibm gmacht, da Dialekt lebt mit de Leid und werd ins Grab mitgnomma.

De Bayern san untaranander schtoiz auf eanaSproch. De kinan a mid ganz wenig Wörta recht vui sogn. Do kimds drauf o wiast schaugst, und wost duast, manche kinan sogar ohne Worte mera song ois wiea andane mid recht vui Gred. Na verstenand a se leicht. Es is oba aa möglich, dass da schnei amoi oans eine druggan, ganz nembei. A langs Gred in Hochdeutsch is de meran Bayern zvui und na wissn´s of ned wos gmoand is, wenn oana lang und vui red.
Drum meng fui Bayern de Volksmusik und die Heimatschriftsteller, weil de aus der „Seele" redn.

Mid dem Biachl mecht ma d´Leid zambringa und eana a Freid macha. Schod aa ned, wenn ma siaba unsane Gschichtn aufschreim, nacha hans a so, wia mia des woin.


Eleonore Hartl-Grötsch, im Februar 2014

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Dies ermöglicht dem Erzähler und der Erzählerin und dem Leser und der Leserin gleichermaßen die Neubetrachtung der eigenen Erlebnisse im Leben. Die Geschichten verbinden die unterschiedlichen Lebenswelten und die völlig verschiedenen Erfahrungen zu einem kleinen historischen Ausschnitt aus einer angestammten Großfamilie. Der Blickwinkel des Schreibers bestimmt die Ergebnisse. Krieg und Tod werden nicht ausgeklammert. Eine bewusst machende Lebensreflexion der kleinen und einfachen Leute, die stolz darauf sind zusammen zugehören und ihre eigenen Lebenserinnerungen in einem eigenen Geschichtsbüchlein zusammengetragen zu haben. Zwischen Essay und Novelle – mit großer schriftstellerischer Freiheit für die jeweilige Kurzgeschichte.

Die Geschichten begannen bei einem einmaligen großen Familientreffen mit fast 200 Personen. Dieses Familientreffen konnte nur entstehen, weil ein Familienmitglied namens Rita Schweiger in ihrer Freizeit Ahnenforschung als Hobby betrieb. Dabei legte sie größten Wert auf Genauigkeit der Daten, prüfte deren Ursprung nach besten Möglichkeiten und wählte eine Darstellung innerhalb eines anerkannten genealogischen Systems.

Der Zufall ließ die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am rechten Ort zusammenfinden, die alle sehr weitschichtig miteinander verwandt waren. Eine kleine Gruppe von Leuten organisierten ein großes Familientreffen mit vier Generationen in einem traditions-reichen Dorfwirthaus in der Hallertau, namens Alter Wirt.

Warum taten sie das? Bei einer Beerdigung einer sehr lieben und hochbetagten Verwandten fiel den Hinterbliebenen auf, dass sie sich eigentlich nur noch bei Beerdigungen treffen. Dabei fehlen oft viele Mitglieder der Familie, weil sich diese so kurzfristig aus beruflichen oder familiären Gründen nicht innerhalb von wenigen Tagen für eine Beerdigung von entfernten Verwandten frei nehmen können.

So entstand durch unseren Verwandten, Leonhard Maier aus Giggenhausen, bei der Beerdigung seiner Mutter die Idee, ein Treffen nur aus einem freudigen Anlass heraus zu veranstalten.
Dazu müssten aber erst einmal alle Nachkommen mit ihren Wohnadressen gefunden werden. Die Aufzeichnungen von Rita Schweiger waren bei dieser Arbeit von grundlegendem Wert. Johann Wiesheu, ein Nachkomme in der 3. Generation unserer Betrachtungslage, lieferte mit seinem technischen Wissen und seinem unendlichen Fleiß einen unverzichtbaren organisatorischen Beitrag. Er vernetze uns alle miteinander, gestaltete die Internet-seite und lieferte für alles weitere die technischen Grundlagen.

Mein bescheidener Beitrag war dabei die Vorstellungskraft, wie alles werden könnte bei einer Veröffentlichung und was aus den Ergebnissen unserer Treffen und aus den aufgeschriebenen Geschichten noch alles gemacht werden könnte. Die Übersetzungen lieferte Max Grötsch, ein Nachkomme der 4. Generation. Er zog seine Gastmutter aus einem Auslandsjahr in Oregon/USA, Peggy Chong, zur Unterstützung hinzu. Sie arbeitet als Englischlehrerin und konnte dadurch professionelle Hilfe anbieten. Die Übersetzungen ins Französische machte Doris Schneider. Sie ist eine Freundin der Familie und unterrichtet Max seit mehreren Jahren in Französisch. Diese Hilfe war grundlegend für die Übersetzungen. Johann Wiesheu und sein Freund Richard Kramer aus Boston/USA, haben gemeinsam mit unermüdlichem Eifer und Hingabe für die Ausgestaltung und Qualitätssicherung der englischen Übersetzungen gesorgt.

Die bayrischen Übersetzungen entstanden durch die jeweiligen Autoren. Sie fertigten ihre Kurzgeschichten zweisprachig an. In Deutsch und in Bayrisch. Dabei kamen wir auch bei unseren Zusammenkünften zur Vorbereitung dieses Buches, auf spezielle Fragen zum Dialekt und zur Sprache, sowie zu dem fast unlösbaren Problem, einer allgemeinverständlichen schriftsprachlichen Um-setzung der, für die bayrische Sprache, typischen Laute. Wir kamen zu dem Ergebnis, jede Generation und jede Region verwendet Wörter in einer eigenen Klangfarbe und mit einem spezifischen Ausdruck.
Mit jeder Generation stirbt auch ein Teil des Sprachgebrauchs. Jede Zeitepoche hat ihre eigene Syntax und stellt die Wörter in einer eigenen Anordnung zusammen. Wortstellung und Sprachmelodie ergibt in der bayrischen Sprache einen eigenen natürlichen Ausdruck. Daher ist es sehr schwer, nahezu unmöglich, Texte, die in bayrischer Sprache verfasst wurden, ohne genaue Kenntnisse der Geschehnisse, in eine andere Sprache zu übersetzen. Dies muss durch den Autor selbst geschehen. Nur er weiß um die genaue Bedeutung und den Zusammenhang des jeweiligen Wortes. Syntax und Tonation sind in der bayrischen Sprache die Grundlage für die beabsichtigte Aussage. So kann alleine die Veränderung der Tonlage innerhalb eines Wortes oder Wortteils die Aussage zum Gegenteil verkehren. Die Anordnung der Wörter können sowohl Einzahl und Mehrzahl als auch den Inhalt bestimmen.

Die bayrische Sprache ist eine emotionsgebundene, natürliche Sprache. Innerhalb weniger Wörter eines kurzen Satzes ist es möglich Sympathie, Antipathie, Pro oder Kontra auszudrücken. Immer mit dem gleichen Wortgebrauch, nur durch andere Tonation oder andere Syntax. Die Bayern sind sehr stolz auf ihre Sprache. Sie sind in der Lage, in kurzen knappen Sätzen mit dazugehöriger Gestik und Mimik, auf langwierige Erklärungen zu verzichten und für das menschliche Dasein zu tiefst humanistische Äußerungen, ohne komplexen Wortgebrauch auszudrücken.

Die Bayern einer Region erkennen und verstehen sich dadurch untereinander. Sie können sich aber auch im Gegenzug in kurzen knappen Bemerkungen tiefe emotionale Verletzungen zufügen. Besonderen Kennern dieser Sprach- und Ausdruckskunst ist dies sogar durch reine Gesten möglich. Wörter sind bei tiefverwurzelten Bayern bei emotionalen Ereignissen oftmals nur karges Beiwerk. Ein guter Bayer sieht und erkennt an der Haltung, am Gesichtsausdruck und an der Tonation, der wenigen gesprochen Wörter, die komplexe Sachlage und ist durch den geordneten Redeschwall in Hochdeutsch oftmals überfordert, das Essenzielle herauszufiltern.
Dies erklärt auch die große Beliebtheit der Volksmusik und der Heimatschriftsteller. Sie verstehen es, den Menschen aus der „Seele" zu sprechen und mit wenigen Worten komplexe Zusammenhänge auszudrücken.

Mit diesem Büchlein möchten wir das gegenseitige Verstehen erleichtern und einen Zusammenhalt innerhalb der vielfältigen Erfahrungen und Zeitverläufe herstellen.
Mit den Geschichten möchten wir auch unseren eigenen Erfahrungen und den eigenen Erlebnissen Wert geben, durch Reflexion und Dokumentation und durch die authentische Darstellung. Sie stellen eine Verbindung von Erfahrungswissen und Zeitgeschichte dar. Dabei sind die Menschen zerbrechlich. Wir wollen niemandem zu Nahe treten oder gar verletzen. Doch um im Leben immer wieder froh und kräftig weitermachen zu können, ist es nötig genau hinzuschauen, manchmal auch den Schmerz zuzulassen und Tränen zu vergießen, um dann wieder tatkräftig anzupacken, wenn die Tränen getrocknet sind.
Wir haben uns beim Schreiben von dem Gedanken leiten lassen, für die kommenden Generationen unserer Kinder und Enkelkinder und für die Freunde der Hallertau ein Büchlein, mit eigenen kleinen Familiengeschichten vorzuhalten. Mögen die Leserinnen und Leser Freude daran haben, wie wir uns in Freundschaft beim Schreiben begegnet sind.

Eleonore Hartl-Grötsch, im Februar 2014

* Hallertau: Gebiet im Zentrum Bayerns, geprägt durch Hopfenanbau

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Musik: Zipfemiche, gschbuid vom Matthias Kratzer, Moosburg
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